The Artist

Originaltitel: The Artist
Regie: Michel Hazanavicius
Drehbuch: Michel Hazanavicius
Score: Ludovic Bource
Darsteller: Jean Dujardin, Berenice Bejo, John Goodman, James Cromwell

Wertung: 90 % 

- Herzerwärmender und erfrischender Stummfilm, der erstaunlich zu unterhalten vermag -

George Valentin ist einer der ganz großen Schauspieler der Stummfilm-Ära. Während seine Ehe zunehmend den Bach runtergeht, lässt Valentin sich feiern und lernt das selbstbewusste Starlet Peppy Miller kennen. Er verliebt sich in sie, doch dann kündigt sich ein Wandel im gesamten Film-Business an: Der Ton-Film. Während Valentin auf den Stummfilm beharrt und langsam verarmt, erobert Peppy die Leinwand.

The Artist entspricht in keinster Weise den heutigen Seh-Gewohnheiten. Er ist schwarz-weiß, im Format 3:4 und vor allem: ein Stummfilm, der lediglich von Musik begleitet wird. Ein französischer Schwarz-Weiß-Stummfilm? Klingt nach ganz harter Kost, ist aber zurecht der Oscar-Abräumer des Jahres gewesen.
Elegant entfaltet sich die Story um den selbstverliebten Valentin, authentisch und doch kommentierend. Grandios zum Beispiel die Traumsequenz, in der Valentin träumt, alles mache Geräusche – die der Zuschauer tatsächlich hört – bis auf ihn selbst. Dank der charmanten Musik von Ludovic Bource stört die restliche Stille des Films überhaupt nicht. Man fühlt sich vielmehr in diese goldene Ära des Kinos zurückversetzt. Zudem hat der komplette Cast eine Spielweise gefunden, die zwar affektiert genug ist, um die einzelnen Gesten zweifelsfrei lesen zu können, aber immer noch angenehm wirkt. So werden die sehr klaren Charaktere (das liegt in der Natur des Stummfilms) menschlich und man fühlt als Zuschauer mit ihnen.

Viel interessanter machen den Film aber die verschiedenen Ebenen, auf denen er funktioniert. So hat Valentin in seinen Filmen stets einen kleinen Terrier als Running-Gag und Side-Kick bei sich, in seinem „echten“ Leben folgt der Hund ihm aber ebenfalls auf Schritt und Tritt und sorgt beim „echten“ Publikum für einige Lacher. Der Dreh, mit dem Hazanavicius seine Zuschauer fesselt ist der, dass er die Elemente des Stummfilms in seinen eigenen Stummfilm überträgt, obwohl dieser das Leben hinter den Kulissen zeigt. Hinzu kommen die schwungvolle Musik, die bestens aufgelegten Hauptdarsteller und der Zauber der Nostalgie. Es ist erstaunlich, wie gut man der Handlung folgen kann, obwohl nur sehr wenige Passagen durch eingeblendete Text-Karten deutlich werden. Und deshalb zeichnet den Film auch ein universeller, feinsinniger Humor aus, der meist ganz ohne Worte auskommt.

Fazit: The Artist ist ein erfrischend nostalgischer Film, charmant, witzig und mitreißend. Zugleich ist er eine mutige Hommage an die Stummfilm-Ära mit spielfreudigen Hauptdarstellern, die den Zuschauer mühelos in die 20er und 30er Jahre versetzen. Zurecht hat dieser Film 5 Oscars erhalten!

In diesem Sinne herzallerliebste Grüße,
eure J.

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