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Splice - Das Genexperiment

Originaltitel: Splice
Regie: Vincenzo Natali
Drehbuch: Vincenzo Natali, Antoinette Terry Bryant
Score: Cyrille Aufort
Darsteller: Adrien Brody, Sarah Polley, Delphine Chanéac

Wertung: 76 %

- Interessant inszenierter Wissenschafts-Thriller mit angenehmem Grusel – 

Clive und Elsa sind nicht nur privat ein Paar: Ihr Job ist es, als Genforscher Hybriden zu züchten, um menschliche Krankheiten heilen zu können. Während ihnen für ihr Projekt langsam aber sicher der Hahn zugedreht werden soll, probieren sie es noch einmal im Geheimen, diesmal mit menschlicher DNS. Das Experiment scheint erfolglos, der kaulquappenähnliche Körper tot. Doch dann entwickelt sich „Dren“ schnell weiter und wächst zu einem Wesen, halb Mensch, halb Tier, heran. Während Elsas Mutterinstinkte erwachen, will Clive das unheimliche Ding zunächst töten. Versteckt in einer Scheune ziehen sie es schließlich wie eine Familie groß. Doch je stärker Dren wird, desto mehr verliert das Paar die Kontrolle über sie.

Experimente mit menschlichem Erbgut sind ja offiziell verboten. Dieser Streifen legt jedoch nahe, dass unerschrockene Forscher sich davon nicht aufhalten lassen, dies allerdings für alle Beteiligten besser gewesen wäre. Denn schafft man ein Wesen, das weder Mensch noch Tier ist, stellt sich automatisch die Frage: Was unterscheidet den Mensch vom Tier?

Aus dieser Zwickmühle entsteht ein großer Teil der gruseligen Atmosphäre, die der Film aufbaut. Während bestimmte Körperpartien von Dren uns vertraut und menschlich erscheinen, sind andere wieder tierisch. Und ebenso ist es mit ihrem Verhalten: In einem Moment anschmiegsam, gelehrig und ruhig, im nächsten wütend, sprunghaft oder einfach nur hungrig. Sie ist schlichtweg unberechenbar, was die beiden Hauptfiguren lange nicht wahrhaben wollen. Der Hang des Menschen, alles kontrollieren und seinem Denken anpassen zu wollen, findet hier besonders Ausdruck. Die beiden Forscher stellen fest: Obwohl sie keine Raubtier-Gene benutzt haben, ist Dren trotzdem gefährlich – und zwar, weil auch das Menschliche in ihr ist.

Wem also das Triebhafte zuschreiben? Den Menschen oder den Tieren? Und: Ist es wirklich möglich, eine Grenze zu ziehen? Vincenzo Natali macht zumindest einen Unterschied. Während er das Lustvolle, Sprunghafte und Anschmiegsame der Frau zuordnet, sieht er die Gefahr, Aggression und Gewalt eindeutig beim Männlichen. Beide Komponenten sind jedoch ihren Trieben erlegen. Die Menschen weigern sich jedoch, dies einzusehen, während Dren als Verkörperung dieser Triebe angesehen werden kann. Durch diese Kluft zwischen den drei „Familienmitgliedern“ entsteht eine Spannung, die auch den Film trägt. Kamera, Darsteller und Musik wirken gegen die philosophischen Überlegungen im Hintergrund eher durchschnittlich. Brody und Polley spielen ihre Rollen gut, aber nicht herausragend. Besonders ihre Beziehung zueinander wirkt oftmals etwas hölzern, während ihr Verhalten zu Dren wesentlich glaubhafter erscheint. Die französische Schauspielerin Delphine Chanéac spielt (mit Trick und Maske) die erwachsene Dren auf zwiespältige und überzeugende Weise. Überhaupt fällt die gesamte Animation der verschiedenen Dren-Stadien positiv ins Auge. Aber wen wundert´s, wenn niemand anderes als Guillermo del Toro der Produzent war. Seine Handschrift, sein Händchen für ausgezeichnete, fantasievolle und organische Wesen aller Art verleihen Dren Leben. Die Kombination aus del Toros Puppen-Trick und echten Schauspielern lässt Dren in jeder Szene real wirken, was den Grusel zusätzlich erhöht. Da kann man nur hoffen, dass mehr Filme auf CGI verzichten und sich wieder mehr dem Realfilmen zuwenden.

Fazit: Splice ist ein netter Science-Fiction-Grusel, der dankenswerterweise auf zu viel platte Schock-Momente verzichtet und sich stattdessen subtil bis zum Finale steigert. Kritik an den Pharma-Konzernen wird hier mit der Frage verknüpft, was den Menschen zum Menschen macht. Dabei bleibt er aber unterhaltsam genug, um nicht zu sehr im Philosophieren zu versinken.

In diesem Sinne herzallerliebste Grüße,
eure J.

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