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The Amazing Spider-Man

Originaltitel: The Amazing Spider-Man
Regie: Marc Webb
Drehbuch: James Vanderbilt, Alvin Sargent, Steven Kloves
Score: James Horner
Darsteller: Emma Stone, Andrew Garfield, Rhys Ifans, Martin Sheen, Sally Field

Wertung: 75 %

- Gut gespieltes Reboot, das zwischen Hommage und Erneuerung zu sehr schwankt -

Peter Parker ist noch klein, als er von seinen Eltern unerklärlicherweise verlassen wird. Sein Vater, der Forscher war, hinterlässt ihm nichts als eine alte Ledertasche, bevor er ihn bei Onkel Ben und Tante May absetzt. Jahre später findet Peter die Tasche wieder – und somit den Schlüssel zur Forschung seines Vaters. Als er im Oscorp-Center nach Antworten sucht, wird er von einer merkwürdigen Spinne gebissen und stellt kurz darauf fest, dass dieser Biss ihm Superkräfte verliehen hat. Doch bis aus Peter Parker Spider-Man werden kann, ist es noch ein langer Weg.

The Amazing Spider-Man zu schauen, war – das muss leider so gesagt werden – ernüchternd. Seit Monaten habe ich mich auf den Streifen gefreut, da ich bereits ein großer Fan des ersten Spider-Man mit Toby Maguire war. Doch leider kann der Film nicht auf ganzer Linie überzeugen, besonders, wenn man die anderen Spider-Man-Filme gesehen hat.

Das liegt mitnichten am Cast. Andrew Garfield, den man noch als Eduardo aus Social Network kennt, spielt Peter Parker erfrischend humorvoll und agil, er wirkt zu jedem Zeitpunkt des Films glaubhaft. Dank ihm wird Spider-Man vom Looser/Nerd mit Doppelleben zu einer attraktiven Mischung aus intelligent und gefährlich/geheimnisvoll. Diese Neuerung der Figur des Peter Parker ist durchaus begrüßenswert und war von einem aufwendig produzierten Reboot zu erwarten. Auch die restliche Besetzung kann sich sehen lassen: Rhy Ifans als zwiegespaltener Dr. Connors wirkt fast schon unterfordert, Michael Sheen und Sally Field sind Größen der ersten Stunde, die jede Rolle mit Würde verkörpern und Emma Stone beweist einmal mehr, dass sie mehr hat als nur ein hübsches Gesicht.

Es sind auch nicht die Effekte, die den Film daran hindern, wirklich zu überzeugen. Auf den 3D-Effekt hätte zwar sicherlich verzichtet werden können, aber so werden die seltenen Szenen, in denen Spider-Man sich durch die Straßenschluchten schwingt, noch ein wenig aufregender. Hier stört lediglich das Design des Lizard, der ein derart knuddeliges Gesicht bekommen hat, dass man sich fragt, wie böse das Vieh eigentlich sein soll. Davon abgesehen überzeugt die Action des Films aber vollkommen mit einfallsreichen Szenen, zum Beispiel wenn Peter von einer Brücke stürzende Autos mit seinem Spinnennetz-Band hübsch nebeneinander von der Brüstung hängend aufreiht. Überhaupt muss an dieser Stelle der Look des Films gelobt werden. Hier wurde eine kühle, aber comic-typische Ästhetik gefunden, die sich durch den gesamten Film zieht und mit Farben, Kamera und Schnitt unterstützt wird.

Was wirklich stört, ist die Handlung. Einerseits lassen sich zum ersten Spider-Man von Sam Raimi derart viele Parallelen finden, dass sich die Frage stellt, ob tatsächlich ein neues Drehbuch verwendet wurde, andererseits werden dann wieder neue Komponenten eingeführt, die wohl absichtlich vom Vorläufer abheben sollen, aber nur stören.

Zum Ersten wäre da der Bösewicht: Ein ursprünglich Vertrauter von Peter (der mit Dr. Connors zu Beginn zusammen arbeitet), der ein privates Interesse daran hat, dass seine Forschungen Früchte tragen, wird irgendwann von seinen Geldgebern gezwungen, ein grünes Serum an sich selbst auszuprobieren. Daraufhin findet eine Spaltung zwischen dem, was der Versuch geschaffen hat (beides grün: Der grüne Kobold und eine grüne Echse) und dem Menschen dahinter statt. Jetzt dachte man sich aber: Okay, das sind zu viele Parallelen, machen wir doch, dass Dr. Connors am Ende doch noch einsieht, was er getan hat und Peter hilft. Sorry Leute, aber entweder haben wir da einen Bösewicht, oder nicht. Der Gesinnungswandel kommt zu plötzlich und wird dramaturgisch nicht erklärt.

Mary Jane als Peters eigentliche Liebe raus zu lassen, muss natürlich kein Fehler sein. Und in der Tat handelt es sich bei Gwen Stacy um eine interessante Figur, die ich gerne kennen gelernt habe. Aber wie kann es sein, dass in den Comics und Filmen behauptet wird, Peter sei seit er 6 Jahre alt ist, in MJ verliebt, während im The Amazing Spider-Man keine Rede von ihr ist? Hier wollte man wohl zu neu sein und vergaß das Vorwissen der Zuschauer zu berücksichtigen. Wenigstens eine Erklärung wäre hier wichtig gewesen.
Abschließend ist zu erwähnen, dass auch das Verhältnis von Peter zu seiner Tante May mehr als fragwürdig dargestellt wird. Nachdem Onkel Ben (wie im ersten Film) von einem Kleinverbrecher getötet wurde, hat die liebe Tante May nichts besseres zu tun, als zu erdulden, dass Peter über Nacht wegbleibt, mit blauen Flecken und Wunden zurückkehrt und sich kein Stück um seine trauernde Tante kümmert. Wer seine Figuren so gut besetzt hat und ein realistisches Zusammenspiel von ihnen verlangt, der sollte vorher mal ins Drehbuch schauen. Welche Frau würde sich so verhalten? Falls dieses Verhalten damit erklärt werden könnte, dass May von Peters Doppelleben weiß, hätte dies besser vermittelt werden müssen.

Fazit: Tolle Schauspieler, ein cooler Look und 3D-Effekte können den schalen Geschmack nicht vergessen machen, den die rumpelige Handlung von The Amazing Spider-Man hinterlässt. Wer den ersten Spider-Man jedoch nicht gesehen hat, der dürfte seinen Spaß an dem Streifen haben.

In diesem Sinne,
eure J.

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