Prometheus - Dunkle Zeichen

Originaltitel: Prometheus
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Jon Spaihts, Damon Lindelof
Score: Marc Streitenfield
Darsteller: Noomi Rapace, Michael Fassbender, Guy Pearce, Charlize Theron

Wertung: 77 %

- Optisch beeindruckende Sci-Fi-Fabel über den Ursprung der Menschheit, die teilweise Logik vermissen lässt -

Als das Forscherpaar Holloway und Shaw entdeckt, dass es in unterschiedlichsten Aufzeichnungen primitiver Kulturen Hinweise auf eine bestimmte Sternenkonstellation gibt, wird ein Raumschiff dorthin entsendet, um herauszufinden, ob es dort fremdes Leben gibt. Während Elisabeth Shaw glaubt, die Schöpfer der Menschheit zu finden, sind die Motive der Geldgeber undurchsichtig, ebenso wie der Roboter David. Auf dem fremden Planeten angekommen müssen die Forscher jedoch feststellen, dass es ein Fehler war, diesen Ort aufzusuchen.

Ridley Scotts Alien ist Kult. Auch wenn vor allem der erste Teil diesen Kultstatus der Reihe wirklich begründet, sind die Erwartungen an Prometheus doch hoch gewesen. Scott schafft es leider mal wieder nicht, diesen Erwartungen völlig gerecht zu werden, hat aber dennoch einen aufwendig inszenierten und stimmungsvollen Sciene-Fiction-Grusel abgeliefert. Ganz eindeutig profitiert der Film von den genialen Effekten, sowohl visuell als auch auditiv. Der ganze Kinosaal wackelt und dröhnt, wenn Shaws Raumschiff sich aufmacht, fremde Welten zu erforschen. Umso drückender dann die Stille in der Höhle, in der die ersten Leichen der unbekannten Spezies gefunden werden. Auf diese Weise entsteht eine stimmige, runde Atmosphäre, von der sich auch Zuschauer getrost mitreißen lassen können, denen Alien bisher fremd war.

Denn im eigentlichen Sinne handelt es sich nicht um ein Prequel. Die Hauptfigur Elisabeth Shaw ist zwar stark an Ripley angelehnt, die in den ersten Filmen von Sigourney Weaver dargestellt wurde, doch stellt sie eine eigene Sicht auf die Dinge dar, die nun völlig neu erzählt werden können. Ihr Wissensdurst nach der Antwort auf die Frage, woher wir kommen und wer uns geschaffen hat, treibt sozusagen den ganzen Film an und lässt auf nachfolgende schließen. Noomi Rapace, deren beeindruckende Leistungen man bereits aus der schwedischen Stieg Larsson Trilogie kennt, schafft es hierbei locker, sich die Aufmerksamkeit und Anerkennung des Zuschauers zu sichern. Ihr überzeugendes Spiel trägt den Film sogar über Logikfehler hinweg. Unterstützt wird sie dabei von den überaus sehenswerten Leistungen von Michael Fassbender, der den Androiden David mit kühler Zweideutigkeit spielt und der ebenso kalten wie schönen Charlize Theron, die keine Sekunde an der Glaubwürdigkeit ihrer „eisernen Lady“ zweifeln lässt.

Die übrigen Rollen und Figuren wurden durchaus vorteilhaft ausgewählt und besetzt. Es handelt sich hierbei um schlichte Charaktere, deren Wesen man in wenigen Einstellungen und Dialogen erfassen und einordnen kann. Prometheus zeigt, dass dies kein Nachteil sein muss. Bereits in Inception konnten wir erleben, dass es durchaus von Vorteil für einen Film sein kann, wenn abgesehen von seinen Protagonisten übrige Figuren einfach bleiben. So kann sich der Zuschauer auf die Story und die Hauptfiguren konzentrieren. Leider fällt bei Prometheus – im Gegensatz zu Inception – dadurch auch die große Schwäche des Films leichter auf: eine simple Story, die auch durch den eingeführten Schöpfungsmythos keine Tiefe erlangt und zudem nicht immer logisch verläuft.

Nachdem Shaw plötzlich feststellen muss, dass sich ein Alienfötus in ihrem Leib befindet, schafft sie es gerade noch, ihn mithilfe einer medizinischen Kapsel sozusagen selbst herauszuschneiden. Blutverschmiert und halbnackt taumelt sie dann auf dem Schiff herum und stolpert über führende Mitglieder der Besatzung. Diese fragen jedoch nicht danach, was ihr passiert ist, sondern fordern sie gleich auf, bei der nächsten Mission mitzumachen. Aha. Insgesamt gibt sich das Drehbuch ab etwa Mitte des Films immer haarsträubender und versucht verzweifelt, seine Wendungen zu erklären. Dennoch muten einige Entwicklungen einfach zu merkwürdig an.

Interessant und relativ gelungen dagegen ist die den Film dominierende Spannung zwischen Neugier und Erwartung und Ekel, beziehungsweise Horror und Angst. Rund die erste halbe Stunde wirkt der Film eher wie ein aufregendes Abenteuer (ähnlich wie Contact), schwenkt dann aber zu widerlich und bedrohlich, ohne die Neugier der Forscher ganz zu vergessen. Man spürt deutlich: Hier steht etwas Großes bevor, doch wird es gut oder böse sein? Diese Ambivalenz spiegelt sich auch in den Figuren David (Fassbender) und Wickers (Theron), deren Motive fast bis zum Schluss undurchsichtig bleiben.

Die Kameraführung orientiert sich hauptsächlich an den gängigen Mitteln und dem bestmöglichen Wirken der Schauwerte. Hier dominieren das fantasievolle Set, bei dem H. R. Giger mal wieder seine Finger im Spiel hatte und die beeindruckenden Effekte rund um den fremden Planeten und seine Lebensformen. Abgesehen davon fällt hier aber auch der Einsatz der Handkameras auf, die die Geschehnisse aus der Sicht der Protagonisten (von deren Helmen aus) zeigen. Die Idee ist zwar nicht neu, passt aber gut, um eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen.

Fazit: Insgesamt handelt es sich bei Prometheus um einen handwerklich soliden Film mit tollen Schauspielern und genialen Effekten, die einen Gang ins Kino durchaus rechtfertigen. Von dem angeblichen Genie Ridley Scotts ist hier allerdings ebenso wenig zu spüren wie bei seiner Neuinterpretation von Robin Hood. Wer also ein Meisterwerk erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Wer sich aber ein bisschen gruseln und gut unterhalten lassen will, der ist bei Prometheus genau richtig.

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In diesem Sinne herzallerliebste Grüße,
eure J.

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