Beautiful Creatures
Originaltitel: Beautiful Creatures
Regie: Richard LaGravenese
Drehbuch: Richard LaGravenese
Score: thenewno2
Darsteller: Jeremy Irons, Emma
Thompson, Alden Ehrenreich, Alice Englert, Emmy Rossum
Wertung: 79 %
- Hübsch gedrehte Fantasy-Romanze mit
glänzend aufgelegtem Cast -
Der Highschool-Schüler Ethan will nur
eins: Raus aus dem kleinen Nest irgendwo in den Südstaaten, in dem
er festhängt. Seine größte Angst: Dort zu versauern und arbeitslos
dem Alkohol zu verfallen, wie so viele andere. Doch dann taucht eine
neue Schülerin in seiner Klasse auf, die einer verrufenen alten
Familie des Ortes angehören soll. Er verliebt sich in Lena, doch die
scheint Niemanden an sich heran zu lassen. Aus gutem Grund: Sie ist
ein Caster, so etwas wie eine Hexe. Und in wenigen Tagen, an ihrem
16. Geburtstag, entscheidet sich, ob sie dem Licht oder dem Dunkel
verfällt.
Ja, ich war in einem Teenie-Film. Sieht
man den Trailer des Films und liest sich den Plot durch, scheint
Beautiful Creatures eine Neuauflage von Twilight mit vertauschten
Rollen zu sein. Leider wird der Film auch so vermarktet, doch eine erstaunlich gute Kritik machte mich
neugierig, zumal ich für Fantasy schon immer was übrig hatte.
Heraus gekommen ist ein unterhaltsamer
Film für Teenager und junge Leute, der vor allem durch seine
ausgezeichneten Darsteller aus dem Teenie-Einerlei heraussticht. Da
sich Beautiful Creatures sehr auf das Thema Hexen, Magie und
übernatürliche Kräfte konzentriert, empfehle ich den Film jedoch
nur für ein Publikum, dass sich für die Themen erwärmen kann. Es
ist eben ähnlich wie mit Tanz- oder Sportfilmen: Die meisten sind
handwerklich solide Werke, die es jedoch nicht schaffen, über ihre
Fanbase hinaus zu begeistern. Ausnahmen bilden dann diejenigen unter
ihnen, bei denen es eigentlich nicht um den gezeigten Sport oder
dergleichen geht, sondern um die Figuren (Million Dollar Baby, Black
Swan...).
Beautiful Creatures wird daher zwei
Gruppen von Zuschauern ansprechen: Solche, die Liebesgeschichten
mögen und solche, die Fantasy-Geschichten mögen. Doch anders als
die Twilight-Saga erreicht der Film dabei ein gewisses qualitatives
Level, das auch Außenstehende interessieren könnte.
Das liegt vor allem an den Darstellern.
Für die Hauptfigur Ethan wurde der hierzulange unbekannte Alden
Ehrenreich gewählt, der durch sein zurückgenommenes und natürliches
Spiel den Film angenehm begleitet und ihn nicht an sich reißt (auch
wenn er ganz offensichtlich älter als 15 ist). Alice Englert, die
seine Angebetete Lena spielt, kannte vor diesem Film wahrscheinlich
auch niemand, aber das wird sich ändern. Englert fällt vor allem
durch große innere Stärke und eine scharfe Zunge auf, die die
anfänglichen Kabbeleien zwischen den Beiden ziemlich amüsant macht.
Ihre impulsive und doch verletzliche Darstellung der jungen Hexe
wirkt den ganzen Film über authentisch.
Hinzu kommt, dass für den Film zwei
der besten Schauspieler unserer Zeit gewonnen werden konnten, Jeremy
Irons und Emma Thompson. Irons spielt Lenas schrulligen Onkel mit der
nötigen Mischung aus Ernst und Stärke, während Emma Thompson so
genial von unauffällig zu bösartig wechselt, wie es kaum eine
Andere kann. Dass diese beiden Größen des Kinos einem Teenie-Film
das nötige Leben einhauchen ist schon erstaunlich – und
erfreulich, denn sie steigern die Qualität des Films nochmal um
einiges. Doch auch Emmy Rossum als Sirene soll nicht unerwähnt
bleiben. Ihr engelsgleiches Gesicht passt perfekt zu ihrer Rolle des
unschuldigen Mädchens, das an seinem 16. Geburtstag von dunklen
Mächten überfallen wird und fortan Männern die Lebensenergie
entzieht, sich aber gleichzeitig nach ihrem früherem Ich sehnt. Eine
bemerkenswerte Szene in dem Film ist zu sehen, als sie vor dem Kino
einem Jungen auflauert, der sich einen Klassiker ansehen will. Er
nimmt sie als verlockendes 20er-Jahre-Starlet wahr, sodass alles um
sie herum Schwarz-Weiß wird.
Die übrigen Effekte des Films
entsprechen dem aktuellen Standard, ohne darüber hinaus zu gehen.
Auf großes Tam-Tam wurde zum Glück verzichtet, stattdessen sind die
Kräfte der Caster besonders dann am beeindruckensten, wenn sie
völlig ohne Special Effects auskommen. Dennoch steigert sich der
Film natürlich zu dem großen Finale, in dem Lena sich für eine
Seite entscheiden muss, hin und drückt dabei ordentlich auf die
Effekte-Tube. Nach technischen Meisterwerken wie Avatar hätte man
sich zwar über etwas schönere optische Täuschungen gefreut, aber
für einen Film dieses Kalibers fehlte wohl auch das Budget.
Positiv fällt auch die Kameraführung
auf, die die Südstaaten in malerischen Bildern einfängt, ohne sich
in den Vordergrund zu drängen. Lediglich bei der Musik hätte man
sich ein bisschen mehr Innovation gewünscht, denn leider plätschert
die nur so vor sich hin. Auch das Erzähltempo hätte man zum Ende
hin ein wenig anziehen können, hier taucht die eine oder andere
Länge auf, die hätte vermieden werden können.
Fazit: Wer nicht zur angesprochenen
Zielgruppe gehört, der sollte wenigstens auf Jeremy Irons und Emma
Thompson in einem Fantasy-Setting neugierig sein, sonst wird man
wenig Spaß an dem Film haben. Wer sich aber darauf einlässt wird
eine unterhaltsame Coming-of-Age-Geschichte vorfinden, die vor allem
durch hervorragende Darsteller und ein gutes Drehbuch getragen wird.
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In diesem Sinne,
eure J.
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