Savages
Originaltitel: Savages
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Shane Salerno, Oliver Stone, Don
Winslow
Score: Adam Peters
Darsteller: Aaron Taylor-Johnson, Taylor
Kitsch, Blake Livley, John Travolta, Salma Hayek
Wertung: 68 %
- Etwas aufgesetztes Action-Drama, aus dem nicht so recht
eine runde Sache werden will –
Chon und Ben sind beste
Freunde. Sie bauen das beste Gras der ganzen Welt an und verkaufen es von Kalifornien
aus. Mit ihrer gemeinsamen Gefährtin Ophelia leben sie in einem traumhaften
Strandhaus. Alles wäre gut, würde das mexikanische Drogenkartell nicht ein
Interesse an den beiden entwickeln, das schließlich in Ophelias Entführung
mündet…
Das Erste, was bei Savages
unangenehm auffällt, ist die unfassbare Ähnlichkeit des Covers, bzw.
Filmposters mit dem Cover des Films Babel. Bereits da stellt sich die Frage,
was das dem Kinogänger sagen soll. Doch auch im Film selbst findet Altmeister
Oliver Stone nicht zu seiner alten Form zurück. Einzig sein klassischer
Erzählrhythmus bleibt positiv im Gedächtnis.
Davon abgesehen will Savages
einfach nicht so richtig funktionieren, obwohl alle Zutaten für einen guten
Film vorhanden sind. Wir haben eine interessante Figurenkonstellation (zwei
Männer lieben die gleiche Frau), genügend Komplikationen, die einen Film
spannend machen und eine blendend aussehende Salma Hayek als eiskalte
Drogenbossin. Warum aber ist aus Savages trotzdem kein guter Film geworden? Zum
einen ist die Charakterzeichnung daran schuld. Die drei Hauptfiguren sind
langweilig eindimensional (der harte Soldat, der naive Hippie, die verwöhnte Göre)
und verhalten sich teilweise völlig unlogisch. Die Figur von Salma Hayek
dagegen ist so lange interessant, bis man ihr aus storytechnischen Gründen
plötzlich eine weiche Seite andichten will, die ich einer Frau, die Leute mit
Kettensägen köpfen lässt, nicht abkaufe. Hinzu kommen bestimmte Elemente der
Handlung, die nicht so recht passen wollen. So wird Ophelia (die nervigerweise auch noch die ganze Zeit "O" genannt wird. Hach, die ist ja so cool!) zwar von bösen
Drogenmexikanern entführt, bekommt aber einen Fernseher, ein Bett und
regelmäßiges Essen mit der Bossin in eleganter Umgebung. Wie bitte? Eine Geisel
so sanft zu behandeln, das sägt gewaltig an der Glaubwürdigkeit, auch wenn man im Nachhinein versucht, diesen Eindruck abzuschwächen.
Hinzu kommt die leicht nervige
Stimme von Blake Livley als Ophelia aus dem Off. Ihre dahingenuschelte
Erzählung wirkt aufgesetzt und übertrieben. Ihre schauspielerische Leistung ist
dagegen – wie die Leistung aller Beteiligten – völlig in Ordnung. Jeder spielt
seine Rolle überzeugend und jeder ist perfekt besetzt worden. Selbst Travolta
beeindruckt mit einer interessanten Darstellung seines windigen, aber auch verletzbaren
Drogenpolizisten.
Leider kann der gut aufgelegte
Cast nicht gegen das Drehbuch anspielen. Es mag vielleicht auch daran liegen,
dass unbedarfte deutsche Zuschauer sich nicht vorstellen können, dass böse
Mexikaner Menschen foltern und umbringen – nur wegen Gras. Ich meine, Hallo? Es
geht in dem Film nicht um Kokain, Heroin oder was weiß ich. Es geht um
harmloses Gras. Und deswegen der ganze Aufstand? Wäre das ganze überzeugend
erzählt, würden diese Zweifel vielleicht nicht aufkommen. Da aber immer wieder
Brüche in der Authentizität stattfinden (die plötzlich sanfte Drogenbossin, die
gut versorgte Geisel, das Ende), stellt man sich doch die Frage, ob diese
gewollt schmutzige Inszenierung nicht übertrieben ist.
Fazit: Es gibt schlechtere
Filme als Savages. Aber gerade Oliver Stone hätte aus diesem Werk etwas
Besseres machen können. Ich persönlich würde Blow in jedem Fall Savages
vorziehen.
In diesem Sinne,
eure J.
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