Guardians of the Galaxy: Volume 2

Originaltitel: Guardians of the Galaxy: Volume 2
Regie: James Gunn
Drehbuch:
Score:
Darsteller: Chris Pratt, Zoe Zaldana, Kurt Russel


Bewertung: 65 %

- Knallbuntes Spektakel ohne Rhythmus und Fantasie -

+++ DIESE KRITIK IST NICHT SPOILER-FREI!+++


Peter Quill alias Star Lord reist zusammen mit den übrigen Guardians of the Galaxy durch den Weltraum, um einen Auftrag zu erfüllen. Als dieser schief geht und die Truppe von einem mysteriösen Mann gerettet wird, der sich als Peters Vater herausstellt, trennen sich die Guardians auf. Während Peter mehr über seine Vergangenheit erfährt, lernt der Zuschauer mehr über Nebula, Yondu und Drax den Zerstörer. Doch ist wirklich alles so, wie es scheint?

Die Guardians sind zurück! Wieder einmal explodieren die Farben nur so auf der Leinwand, wieder einmal gibt es viel zu lachen. Aber wo ist der erzählerische Rhythmus des ersten Teils geblieben? Wo sein Sinn für die emotionale Tiefe der Figuren? Und wieso haben alle Nebenhandlungsstränge mehr Herz als die Story rund um Peter und seinen Vater? Doch der Reihe nach.

Erst einmal gilt es zu sagen, dass man den Guardians weder schlampiges Design noch mittelmäßige Effekte vorwerfen kann. Wie jeder Marvel-Film glänzt auch der neue Guardians of the Galaxy mit fantastischen Effekten, die dank ihrer knallbunten Achtzigerjahre-Optik aus dem inzwischen doch recht redundanten Marvel-Einheitsbrei angenehm herausstechen. Gleiches gilt für Make-Up, Set und Soundtrack. Wie schon im ersten Teil bekommen wir Klassiker der siebziger und achtziger Jahre zu hören und genießen den Widerspruch zwischen Oldschool-Musik und spacigem Setting. Auch die einzelnen Figuren sind im Laufe der letzten drei Jahre nicht weniger liebenswert geworden, die Sprüche nicht weniger witzig. Wer stellt sich nicht gerne vor, sein Dad wäre David Hasselhoff? 

Doch leider ist es nicht nur das Problem der Wiederholung, an dem der neue Film krankt. Es ist vielmehr das Übermaß an Action, das den Zuschauer eher ermüdet, als ihn zu fesseln. Dadurch geraten emotionale Kernstücke der Handlung, wie Peters Verhältnis zu seinem Vater, einfach zu kurz. Was bedeutet es für Peter, wenn er erfährt, dass sein Vater ein uraltes Wesen ist, das sich sogar in einem ganzen Planeten manifestiert – und dann auch noch im Körper von Kurt Russel? Er, der immer nur auf der Suche nach Anerkennung war, erfährt, dass er eine unermessliche Macht in sich trägt. Hier hätte das Drehbuch schlicht einige Szenen vorsehen müssen, in denen Peters Emotionen deutlich werden. So aber zeigt er sich nur beeindruckt von der albern animierten Geschichte seines Vaters, die nicht dadurch besser wird, dass er Sätze sagt wie „Doch, Drax, ich habe einen Penis.“ 

Womit wir beim zweiten Problem des Films wären. Trotz einiger genialer optischer Einfälle und dem Ausbau von Yondu als zugegebenermaßen hammermäßig coolen Figur krankt die gesamte Story an fehlender Fantasie. Die Prämisse, dass Peters Vater ein Planet ist, hätte definitiv mehr Möglichkeiten geboten, als gezeigt werden. Warum zum Beispiel manifestiert er sich ständig im Körper eines Menschen, wo er doch so viele unzählige Spezies kennen gelernt hat? Warum ist sein Zentrum ein riesiges Menschengehirn? Warum ist sein Ziel mal wieder die Vernichtung der Galaxie? Die Antwort ist: Marvel. Wie die meisten Superhelden-Storys so fehlt es auch Guardians of the Galaxy: Volume 2 an Kreativität und ein bisschen Abstand vom anthropozentristischen Denken. Man stelle sich das vor: Man betritt einen Planeten mit Bewusstsein, der sich anschickt, dich zu töten. Was hätte da klugen Menschen alles einfallen können… Aber nein, er bildet einfach irgendwelche Fangarme und am Ende prügeln sich der Gute und der Böse, bis der Böse besiegt ist, beziehungsweise in die Luft gejagt wird. Da hilft es auch nicht, wenn Peter andauernde popkulturelle Referenzen raushaut. Immerhin ist James Gunns Film der fünfzehnte im Marvel Cinematic Universe. Wenn also mal wieder ein übermächtiger Bösewicht besiegt werden muss, dann doch bitte ein einfallsreicher. 

So hinterlässt der zweite Teil einen schalen Nachgeschmack, der dem von Dr. Strange nicht unähnlich ist: Trotz einiger optischer Glanzpunkte (die Effekte bei Dr. Strange waren genial, wenn auch ein wenig von Inception geklaut), tollen Figuren, guten DarstellerInnen und cooler Musik ist es doch nur mal wieder ein Superheldenfilm geworden. Während der erste Teil dem Genre einen neuen Blickwinkel geben konnte, entpuppt sich der neue als Kopie seiner selbst. Auch die ziemlich starke Manipulation durch den über-niedlichen Baby Groot täuscht nicht darüber hinweg.


Fazit: Der Film reiht sich als handwerklich solider Superhelden-Film ins MCU ein, erreicht aber nicht annähernd die erzählerische Qualität des ersten Teils. Ein besserer Schnitt, mehr Figurenentwicklung und weniger Effekte hätten hier definitiv geholfen. Es ermüdet zudem Marvels Fantasielosigkeit, was die Bösewichte betrifft.

In diesem Sinne,
eure J.

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