Elysium

Originaltitel: Elysium
Regie: Neill Blomkamp
Drehbuch: Neill Blomkamp
Score: Ryan Amon
Darsteller: Matt Damon, Jodie Foster, Sharlto Copley


Wertung: 67 %

- Hochglanz-Sci-Fi-Blockbuster ohne Seele -


Das Jahr 2154: Die vielzitierte Schere zwischen Arm und Reich klafft inzwischen derart weit auseinander, dass alle privilegierten Menschen sich aus dem Staub gemacht haben, weg von der übervölkerten Erde, die von Megaslums überzogen ist. Sie leben stattdessen auf der Raumstation Elysium. Max gehört nicht zu ihnen. Er baut Roboter in einer Fabrik auf der Erde. Als er eines Tages bei einem Unfall tödlicher Strahlung ausgesetzt wird, schraubt man ihm kurzerhand ein Exoskelett an den Körper, um Flüchtlinge nach Elysium zu bringen.

Neill Blomkamp machte sich 2009 mit District 9 einen Namen, indem er Apartheit und Xenophilie mit Action und Außerirdischen kombinierte und dabei auf die typischen Hollywood-Regeln pfiff. Heute, vier Jahre später, scheinen diese Zeiten vorbei. Das Thema: Kapitalismus und Ausbeutung. Ironischerweise schlägt der Film diesmal - Blomkamp hatte das dreifache Budget zur Verfügung - trotz seiner optischen Stärken fehl.

Das liegt an den Erwartungen, die der Film schürt. Wie leben wohl Superreiche in 150 Jahren? Wie ist es zu dieser Entwicklung gekommen? Wie hat sich das politische Gefüge durch die Auswanderung auf die Raumstation geändert? All diese Fragen stellen sich in den ersten Minuten - und es sind nicht die einzigen, die nicht beantwortet werden. Klar, die Szenen, in denen wir Elysium und seine Bewohner sehen, sind hübsch anzuschauen und technisch sind die Effekte auf der Höhe der Zeit. Aber sie sind zu kurz. Es soll kein Bezug zu diesen gesichtslosen Kapitalisten-Schweinen hergestellt werden, sie sind eben reich und ignorant. Einzig und allein Jodie Foster als Ministerin Delacourt darf die eiserne Lady geben, damit wir auch ja nich traurig sind, wenn sie stirbt. Und, damit die Rollen klar verteilt sind. Denn die Rechnung ist einfach: die armen Menschen auf der Erde (einschließlich rechtschaffender Verbrecher) = die Guten; die reichen Menschen auf Elysium (einschließlich unwissender Kinder) = die Bösen.

Nun kann man vielen Filmen vorwerfen, sie würden die Guten und die Bösen ein bisschen zu deutlich voneinander unterscheiden, doch bei Blomkamp funktioniert es schon aufgrund seines Zukunftszenarios nicht. Wer die Gesellschaft der Erde in die Zukunft denken will, sollte dabei realistisch bleiben oder aber so sehr abheben, dass die Verzerrung künstlerischen Wert bekommt. Blomkamp bleibt irgendwo dazwischen. Er weiß nicht, ob er eine Gesellschaftskritik oder einen Sommerblockbuster drehen soll. Das macht Elysium so halbgar, unausgewogen und unbefriedigend.

Denn der Film ist insgesamt einfach zu unrealistisch. Da hätten wir den jammernden und sichtlich unterforderten Matt Damon, der irgendwie zum Held wird, aber doch nie wirklich Gründe liefert, warum man ihn jetzt mögen soll. Dann seine über alle Zweifel erhabene Jugendliebe, die natürlich ein totkrankes kleines Mädchen retten muss. Sharlto Copley als Bösewicht Kruger wird da in seiner Konsequenz und Kaltschnäuzigkeit beinahe sympathisch, doch irritiert die Loyalität seiner Crew, die man bei Männern, die gern kleine Mädchen umbringen, nicht unbedingt erwartet. Hinzu kommen unerklärte Alltagsphänomene, wie die für die Handlung zentralen Medi-Bänke (die natürlich NUR die Reichen haben. Keine Krankenhäuser. Logisch!). Auf diese tollen Dinger legt man sich drauf, wird einmal kurz von einem Licht abgetastet und sämtliche Krankheiten und Verletzungen werden geheilt. Also, ohne sichtbares Einwirken von Medikamenten, Geräten oder so... Wer eine der Medi-Bänke besitzt, wird nahezu unsterblich. Da diese Entwicklung in der Medizin nicht erklärt wird, noch ihre Auswirkungen sichtbar werden (demnach wären Ärzte und Krankenhäuser überflüssig!), bleibt das Ganze zu diffus, um authentisch zu wirken. Da konnte sich der Zuschauer mit den Versorgungskapseln auf der Prometheus wesentlich besser anfreunden.

Kurz: Elysium ist unausgegoren. Optisch ansprechend, auch mit mitreißender Musik und netter Kameraarbeit ausgestattet - ein guter Sommerblockbuster. Aber dann nervt doch Blomkamps Kapitalismus-Kritik, die einfach so derartig dick aufgetragen wird, dass man sie unmöglich ernst nehmen kann. Das Genre des Science-Fiction verkommt zur Technik-Orgie ohne Botschaft, ohne ernsthafte Überlegungen über die Zukunft. Mensch, Leute!, will man da rufen. Ihr habt endlich die Technik, alles möglich zu machen. Also kneift den Popo zusammen und denkt mal nach, bevor ihr ein Drehbuch über die Zukunft schreibt! Ich kann den Honest Trailer kaum erwarten!

In diesem Sinne,
eure J.

Ähnliche Filme: Oblivion, Prometheus

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