Warm Bodies

Originaltitel: Warm Bodies
Regie: Jonathan Levine
Drehbuch: Jonathan Levine
Score: Marco Beltrami
Darsteller: Nicholas Hoult, Teresa Palmer, John Malkovich, Dave Franco, Rob Corddy

Wertung: 72 %


- Vielleicht der erste knuffige Zombiefilm, den die Welt je sah -


Die Welt nach der Zombieapokalypse: Was passiert ist, weiß keiner mehr, erst recht nicht R, einer der Zombies. Er lebt ein beschauliches Leben in einem verlassenen Flugzeug, wo er alte Schallplatten hört und jede Menge Tand sammelt. Als er zusammen mit ein paar Freunden auf Nahrungssuche geht, verliebt er sich vom Fleck weg in die junge überlebende Julie, was noch dadurch intensiviert wird, dass er das Hirn ihres Exfreunds frisst und so seine Erinnerungen an sie in sich aufnimmt. Durch die Liebe scheint er fast wieder ein Mensch zu werden...

Übernatürliche Wesen haben im Kino derzeit Hochkonjunktur, egal ob Vampire, Hexen, Zauberer oder eben Zombies. Nach den bisher stets ernsten und gruseligen Werken, wie 28 Days Later, I Am Legend oder der bald laufende World War Z, schickt Jonathan Levine mit Warm Bodies die erste groß produzierte romantische Zombiekomödie ins Rennen. Entstanden ist ein unterhaltsamer Abend, dem es jedoch ein wenig an Härte fehlt, um wirklich zu überzeugen.

Innovativ an dem ganzen Drehbuch, das auf dem Roman von Isaac Marion basiert, ist die Ausgangssituation: Wir erleben die Folgen der Apokalypse nicht aus Sicht der wenigen, verzweifelten Überlebenden, sondern aus der Sicht eines jungen Zombies, der eigentlich gar nicht so übel zu sein scheint. Er will Menschen nicht wirklich töten und das langsame Rumschlurfen ödet ihn an. Die ersten Minuten des Films erlebt der Zuschauer komplett aus seiner Sicht – aufgrund mangelnder Sprachfähigkeit begleitet von Rs innerem Monolog. Seine Kommentare zu geknurrten „Gesprächen“ zwischen ihm und seinem besten Freund oder eben dem ewigen Rumgeschlurfe schwanken zwischen witzig bis nervig, was vielleicht auch an der deutschen Synchronisation liegen könnte. Wahrscheinlich macht der Film mehr Spaß, wenn man ihn im Original hört.

Als dann die Liebe in Rs untotes Leben tritt, nimmt auch die Handlung eine Wendung hin zur Romantik, obwohl der Witz stets bestehen bleibt. Leider erscheinen ab jetzt einige Szenen zu glattgebügelt (der Film ist mit FSK 12 versehen). Wenn Julie und R in ein verlassenes Haus kommen, um einen Schlafplatz zu suchen, erwartet man minutenlang einen bösen Zombie, der aus einer Ecke gesprungen kommt. Dass er nicht kommt, macht das Setting etwas unglaubwürdiger als nötig. Hier hätte der Biss von Zombieland dem Film gut getan. Um junge Zuschauer aber nicht zu sehr zu verschrecken, halten sich die Schockmomente in sehr überschaubaren Grenzen, ja, man sehnt sich geradezu nach ihnen.

Durch die fehlende Anspannung kann man sich dafür völlig auf die Liebesgeschichte Zombie/Mensch einlassen, die mit derart vielen Twilight- und Romeo und Julia-Anlehnungen gespickt ist, dass man schon von einer Satire sprechen kann. Wer den ersten Teil der Twilight-Saga gesehen hat, der erkennt immer wieder eine gelungene Parodie in Warm Bodies. Der Film ist sich seiner Parallelen also durchaus bewusst und nutzt sie für sich aus - nicht mal die altbekannte Balkonszene darf hier fehlen. Diese Selbstironie und Reflexion macht den Film sehr sympathisch, und es hilft dabei, den nötigen Abstand zu halten.

Sehenswert und immer wieder für einen Lacher gut sind die Darstellungen von Nicholas Hoult als R und Rob Corddy als sein Freund M. Die beiden staksen und knurren sich durch die gesamte Spielzeit, dass es eine Freude ist, ihnen zuzusehen. Besonders wenn die beiden sich zu Beginn der Handlung an einer verlassenen Flughafenbar sitzend mit „mmmmh“ und „gggggh“ und „Hunger!“ unterhalten, kann man kaum noch an sich halten. Teresa Palmer als Überlebende und Angebetete Julie kann leider auf keine humoristischen Aspekte ihrer Figur zurückgreifen, weshalb ihr Charakter durch die Handlung hindurch blass und unbedeutet bleibt. Ebenso verspielt wurde John Malkovitchs Talent, absolut durchgeknallt zu sein. Seine Figur als Julies Vater und Offizier bleibt ebenso eindimensional.

Fazit: Der Film verpasst einige Chancen, richtig schräg zu sein. Dafür nimmt er sich selbst nicht zu ernst und streut immer wieder Parodien auf andere Filme ein, die, wenn man sie erkennt, Warm Bodies nochmal aufwerten können. Eine coole Sau wie Zombieland ist also nicht aus ihm geworden, unterhaltsam ist er aber dennoch. Empfehlenswert für alle, die sich den Stress eines Gruselschockers ersparen wollen und trotzdem mal sehen wollen, was Zombies so durch den Kopf geht, wenn sie sich verknallen.

In diesem Sinne,
eure J.

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