Dark Shadows



Originaltitel: Dark Shadows
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Seth Grahame-Smith, John August
Score: Danny Elfman
Darsteller: Johnny Depp, Eva Green, Michelle Pfeiffer

Wertung: 71 %

- Ironisches Gruselmärchen mit Charme, aber ohne Größe –

Barnabas Collins lässt sich dummerweise mit einer eifersüchtigen Hexe ein, bevor er seine wahre Liebe findet. Die fallen gelassene Angelique treibt anschließend nicht nur Barnabas´ Geliebte in den Tod, sondern verdammt ihn selbst zur ewigen Schmach als Vampir in einer Kiste. 200 Jahre später kann er sich durch Zufall befreien und landet ausgerechnet in den 70ern. Doch auch Angelique hat die Zeit überdauert und sinnt auf Rache – oder ewige Liebe!

Ein ironisch-witziger Vampir-Film von Tim Burton mit Johnny Depp als schrulligen Blutsauger? Klingt nach einer ausgezeichneten Idee. Doch leider kann Burton sein eigenes Niveau nicht halten.

Filme wie Sleepy Hollow und natürlich Edward mit den Scherenhänden zeigten einst Burtons überragendes Talent, Grusel mit Romantik und Liebenswürdigkeit zu verbinden. Die Mischung aus Sozialkritik (um das leidige Wort doch mal zu benutzen), klassischen Schauergeschichten und herzerwärmenden Love-Stories scheint vergessen. Und das, obwohl Dark Shadows all das durchaus in sich vereint: Durch die Figur des Vampirs kann Burton eine Liebesgeschichte aufbauen, die die Zeiten überdauert. Gleichzeitig kombiniert er diese mit spleenigen Charakteren und 70er-Nostalgie, sowie einem rabenschwarzen Humor. Warum also funktioniert Dark Shadows trotzdem nur bedingt?

An den Schauspielern liegt es schon mal nicht. Johnny Depp hat bereits seit den Fluch der Karibik-Filmen alle Zweifel hinweg gefegt: Er ist ein Nummer-Eins-Kandidat für trottelig-witzige Rollen. In Dark Shadows verbindet er dies auch noch mit der vornehmen Pikiertheit eines altmodischen Vampirs. Zwar ist seine Maske alles andere als nach meinem Geschmack, aber sie passt gut zu seiner Rolle und unterstreicht seinen nerdigen Snobismus. Eva Green als diabolische Hexe überzeugt ebenso wie Michelle Pfeiffer als abgeklärte Collins-Nachfahrin. Helena Bonham-Carter darf in ihrer Rolle als alkoholisierte Psychiaterin leider nicht ihre freakige Seite rauslassen. Hier ist man doch – vor allem aus den Harry Potter-Filmen – einiges mehr an Leinwandpräsens gewöhnt.

Die australische Schönheit Bella Heathcote wurde schließlich für die Rolle von Barnabas´ ewiger, wahrer Liebe ausgewählt. Zwar passt sie mit ihrer Mischung aus Model und Porzellanpuppe gut in die Optik des Films, doch bleibt ihr Charakter blass und eindimensional. Schade eigentlich, denn man merkt ihr an, dass sie durchaus mehr zu bieten hat als die Jungfrau in Nöten.

Hier tritt auch schon ein grundlegendes Problem des Films auf: Burton und Drehbuch-Autoren schaffen es nicht, die schmale Grenze von Stereotyp zu Klassischem Charakter zu überschreiten. Und so bleiben alle Figuren doch irgendwie blutleer und bleich – eben wie ein Vampir. Jeder erfüllt seine Rolle, ohne dass der ein oder andere sich tatsächlich berührt, um sich zu entwickeln. Lediglich Barnabas und das auch nicht ganz rund laufende Teenager-Gör Carolyn tauschen sich aus, um Barnabas auf den neuesten Stand in Sachen Brautwerbung zu bringen.

Auch ein Gastauftritt von Alice Cooper kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Dark Shadows buchstäblich an Biss fehlt. Die Gags zünden nur selten und sind in keiner Weise mit dem düster-abgedrehten Humor früherer Burton-Filme zu vergleichen. Zudem schien Burton sich auch nicht entscheiden zu können: Bringe ich das Publikum durch meine Charaktere, witzige Dialoge oder Situationskomik zum Lachen? Ach, am besten alles zusammen. Nur wirklich lachen muss man nicht.

Trotzdem ist Dark Shadows auch kein wirklich schlechter Film geworden. Gelungene Effekte, eine Riege sehr guter Schauspieler und ein optisch gelungenes Finale machen Dark Shadows durchaus sehenswert. Enttäuscht ist man nur, wenn man versucht, ihn mit früheren Burton-Werken in Einklang zu bringen. Selbst Burtons Stamm-Komponist Danny Elfman scheint erschöpft, denn in dem Film hört man nichts von seiner einstigen barocken Eleganz. Die 70er-Jahre-Disko-Lieder dagegen sorgen in so mancher Szene wenigstens für etwas Schwung.

Fazit: Wer Tim Burton mag, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Dark Shadows kommt einfach nicht an ältere Burton-Filme heran, obwohl die bereits bekannten Erfolgskomponenten (Depp, Elfman, schrullige Grusel-Story) vorhanden sind. Nur wusste Burton diesmal nicht, wie er sie zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk zusammenfügen soll.

In diesem Sinne,
eure J.

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