Justice League

Originaltitel: Justice League
Regie: Zack Snyder, Joss Whedon
Drehbuch: Joss Whedon, Chris Terrio
Score: Danny Elfman
Darsteller: Ben Affleck, Ezra Miller, Gal Gadot, Henry Cavill


Wertung: 50 %

- unnötig heiteres CGI-Gemetzel, das weder an die Stilsicherheit noch die erzählerischen Qualitäten seiner Vorgänger anzuknüpfen weiß -


Nachdem Superman gestorben ist, versinkt die Welt in Dunkelheit und Furcht. Perfekte Voraussetzungen für den urzeitlichen Superschurken Steppenwolf, denn seine Armee entstellter Kreaturen wird von Angst angezogen. Und wenn er erst die drei Mutterboxen, die einst auf an die Menschen, Amazonen und Atlanter weitergegeben wurden, zusammenführt, wird er das Ende der Welt entfesseln. Zeit für Batman, ein Team zusammenzustellen, das sich ihm in den Weg stellt: Wonder Woman, The Flash, Cyborg und Aqua Man. Doch sind sie genug? Kann es eine Welt ohne Superman geben?

+++ ACHTUNG: DIE KRITIK IST NICHT SPOILER-FREI! +++

Machen wir es kurz: Es fällt schwer, die schlechten Seiten der League zu benennen. Das ist allerdings kein Kompliment an den Film. Es bedeutet nur, dass man kaum ein Ende dabei findet. Die guten Seiten dagegen sind einfach zu benennen, denn sie lassen sich an einer Hand abzählen. Aber die heben wir uns für den Schluss auf. Was ist da alles schief gelaufen? Doch der Reihe nach.

Was als erstes negativ auffällt, ist die Optik. Nahezu keine Szene kommt ohne CGI aus und das sieht auch noch aus wie ein Videospiel aus dem Jahr 2010. Wenn Henry Cavill als wiederauferstandener Superman (danke Zack Snyder, wir hatten schon in Batman V Superman die Jesus-Allegorien verstanden!) auf sein eigenes Denkmal zufliegt, fühlt man sich unangenehm an die unsägliche Sequenz aus der Matrix 2 erinnert, in der sich die Wachowski-Schwestern dafür entschieden, lieber gleich einen computergenerierten Neo gegen hunderte computergenerierte Agent Smiths kämpfen zu lassen (ihr wisst schon, die mit dem Stock), anstatt echte Schauspieler einzusetzen. Nun, man könnte meinen, die Technik habe sich seitdem weiterentwickelt. Pustekuchen. Wie eine derart gigantische Produktion mit derart miesen Effekten davon kommt, ist mir vollkommen schleierhaft. Selbst dem echten Cavill ist sein wegretuschierter Schnauzer anzusehen, wenn wir ihn in Nahaufnahmen zu Gesicht bekommen. Schlimmer hat es aber Ciarán Hinds getroffen, der den „Bösewicht“ Steppenwolf… spielt? Spricht? Sein Gesicht ist jedenfalls nicht zu erkennen und die ganze Figur komplett animiert. Das zerstört sofort und nachhaltig jedwede Bedrohung, die von einem Bösewicht dieser Kategorie ausgehen sollte. Nun, auch Ares war seinerzeit kein umwerfender Antagonist in Wonder Woman. Aber immerhin ließ man den genialen David Thewlis sein echtes Gesicht unter der generierten Rüstung. 

Nächster Fehler: die Mutterboxen-Storyline. Erstens erinnert sie zu sehr an die Infinity-Steine aus dem MCU und zweitens klingt das Wort in der deutschen Synchro einfach nur lächerlich. Dass Steppenwolf die in den Boxen enthaltene Macht als „Mutter“ bezeichnet, macht es auch nicht besser. So entstehen unweigerlich witzige Monologe wie „Mutter ruft mich.“ Na dann, ab nach Hause mit dir, du kleiner Schlingel! Darüber hinaus sind die Boxen bei Nicht-Comic-Lesern unbekannt. Das waren die Infinity-Steine zwar auch, allerdings hatte Marvel mehr als ein Duzend Filme Zeit, um sie in die große Geschichte zu integrieren. Diese Zeit nimmt DC sich nicht. So werden die Boxen ebenso wie der Bösewicht vollkommen willkürlich.

Weiterhin ist die Geschichte, die erzählt wird, so vollkommen langweilig und vorhersehbar, dass sich die zwei Stunden anfühlen wie drei. In einer Zeit, in der jede Comic-Verfilmung, die was auf sich hält, mindestens 150 Minuten dauert, ist das schon erstaunlich. Natürlich kommen die Helden zusammen und natürlich besiegen sie den Bösen. Filme wie die X-Men, Thor: Ragnarök oder auch Wonder Woman haben das längst erkannt und sich stattdessen entweder auf innere Konflikte der andersartigen Helden, einen durchweg unterhaltsamen Look oder die persönliche Entwicklung der Heldin konzentriert. Denn darum geht es bei einer Heldengeschichte im Kern: die Reise des Helden zu sich selbst. Er muss seine innere Stärke finden, seine Dämonen besiegen und seine Rolle in der Gesellschaft finden. Oder, wie bei den Avengers, immerhin zu anderen finden und lernen, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Das hat Snyder auch bei der Justice League probiert – es hat allerdings nicht funktioniert.

Und wie könnte es auch, wenn das Studio sich entscheidet, den völlig zurecht aus privaten Gründen frühzeitig ausscheidenden Snyder durch – ausgerechnet! – Joss Whedon zu ersetzen? Dass das Avengers-Mastermind dem DCEU seinen eigenen, leichteren Stil verpassen und dieser aber auch Null zu Jack Snyders düsterer, schwerer Sicht auf Helden passen würde – ja also das hätte sogar eine Fünfjährige, die noch nie einen Heldenfilm gesehen hat, besser entschieden. Während der Anfang, an dem die Helden zusammenfinden, noch relativ gut an Batman V Superman anknüpft, ergeht man sich in der zweiten Hälfte des Films in sinnlosem Action-Geballer, das aufgrund des bereits angesprochenen schlechten CGIs einfach grauenhaft aussieht. Immerhin, mag man da denken, immerhin bekomme ich nochmal die Amazonen zu sehen! Sorry, aber auch der Kampf der Amazonen gegen Steppenwolf sieht dermaßen unecht aus und ist so banal inszeniert, dass man sich wünschte, man könnte die Bilder ganz schnell wieder vergessen. Naja, immerhin diesem Wunsch kommt der Film dann doch ganz gut entgegen. Letztlich merkt man der Justice League jeden Nachdreh an, jede Korrektur des Snyder-Kurses hin zu Whedons Party-Heldentum. Und das passt hinten und vorne nicht. Batman V Superman mag seine Schwächen gehabt haben, aber er hat es geschafft, durch Snyders beeindruckende Bildsprache und den nötigen düsteren Pathos etwas Eigenes zu schaffen, das sich sinnvoll von Marvel abheben konnte. Schon bei der Suicide Squad hätte mich wirklich interessiert, wie der Film geworden wäre, hätte man diesen düsteren Weg nicht verlassen. Mit Justice League folgt man diesem neuen Weg jetzt noch mehr, was ihn schlicht langweiliger macht. Denn echte Scherzbolde sind die Helden, allen voran Superman, Batman und auch Wonder Woman, nun wirklich nicht! Es hätte völlig genügt, The Flash als Comic Relief einzusetzen. Aber dass jetzt auch Superman in seinem bonbonfarbenen Anzug Witze reißen muss? Das ist ein doch zu großer stilistischer Sprung.

Mit The Flash sind wir auch an einer der wenigen guten Seiten angelangt: Ezra Miller ist die perfekte Besetzung für den jungen Barry Allen, der noch am ehesten ein menschliches Dasein führt. Auch Jason Momoa versteht es, aus Arthur Curry alias Aqua Man einen beeindruckenden Typen zu machen. Über Gal Gadot als Wonder Woman brauchen wir nicht zu schreiben, sie ist der einzige echte Lichtblick in dem Durcheinander und darf trotz allem ihre Grundwerte weiter verteidigen. Jeder Darsteller und jede Darstellerin tut schlicht ihr oder sein Bestes, um die Figuren glaubhaft und konsistent zu gestalten. Aber auch sie kommen eben nicht gegen das Gestückel aus Nachdrehs an.

Zweiter Pluspunkt ist der Soundtrack. Richtig, nicht der Score von Danny Elfman. Wer kommt auch schon auf die Idee, von Hans Zimmer auf Danny Elfman zu wechseln? Da hätte man auch gleich barocke Stücke von Johann Sebastian Bach als Score nehmen können, denn größer könnte der Unterschied zwischen den beiden gar nicht sein. Oh, Moment, genau das hat man ja schon beim Regiestuhl getan. Aber zurück zu den wirklich passend und gut gewählten Soundtrack-Stücken, die leider etwas zu rar gesät sind. Insbesondere die frühe Sequenz, in der die Welt nach Superman etabliert wird, lässt erkennen, was hier mit einem etwas ambitionierteren Schnitt und Sound möglich gewesen wäre.

Fazit: Liebe DC-Filmemacher, bleibt bei eurer düsteren Version von Superhelden oder produziert ab jetzt nur noch Wonder Woman Filme mit Patty Jenkins. Das ist der einzige Weg, um sich von Marvel hinreichend abzugrenzen und dem Ton der DC-Comics gerecht zu werden. UND HÖRT VERDAMMT NOCHMAL MIT DEN NACHDREHS AUF! So wurde schon die Suicide Squad verhunzt. Lernt daraus, aber gefälligst nicht, dass ihr lustig sein sollt.

In diesem Sinne,

eure J.

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