Ex Machina

Originaltitel: Ex Machina
Regie: Alex Garland
Drehbuch: Alex Garland
Score: Geoff Barrow, Ben Salisbury
Darsteller: Domhnall Gleeson, Alicia Vikander, Oscar Isaac


Wertung: 81 %

- Beklemmendes Science-Fiction-Kammerspiel mit überzeugenden Darstellern -


Der Programmierer Caleb gewinnt eine Woche zusammen mit seinem Boss Nathan, dem Computer-Genie und Erfinder der Suchmaschine „Blue Book“. Der exzentrische junge Mann lebt allein in einer hoch technisierten Villa tief in den Bergen. Abgeschnitten von der Außenwelt erfährt Caleb, dass er für Nathan eine künstliche Intelligenz namens Ava auf ihre Überzeugungskraft hin überprüfen soll. Ist der Roboter komplex genug programmiert, um als Mensch durchzugehen? Doch welche Pläne verfolgt Nathan wirklich und was verbirgt sich hinter den Türen, die Caleb nicht öffnen kann? Und: Warum behauptet Ava, Nathan würde lügen?

Alex Garland, der uns bislang als Autor durchaus kultiger Filme wie 28 Days Later oder The Beach bekannt ist, gibt mit Ex Machina sein Regiedebüt. Das minimalistische Kammerspiel beleuchtet die Gefahren künstlicher Intelligenz ebenso wie die Abgründe menschlicher Allmachtsfantasien und weiß dabei durchaus – wenn auch nicht auf ganzer Linie – zu überzeugen. Ähnlich wie in Sleuth – Ein Mord für zwei genügt Garland meist der Dialog, um komplexe wie auch undurchsichtige Charaktere zu erschaffen.

Dabei bedient er sich eines klassischen Kniffs, nämlich indem er den Protagonisten und gleichzeitige Identifikationsfigur Caleb verhältnismäßig schlicht und durchschnittlich entwirft und ihn den zwei Rätseln (Nathan und die KI Ava) gegenüber stellt. Caleb ist, wenn man so will, der typische Nerd: intelligent, aber schüchtern. Er weiß über seinen Boss, dessen Haus und Ava kaum mehr als der Zuschauer, was ihn zum idealen Handlungsträger macht. Domhnall Gleeson, den man hierzulande aus Harry Potter und Alles eine Frage der Zeit kennt, leistet dabei auch ganze Arbeit. Er drückt gekonnt Calebs naiven Wissenschaftsglauben aus, aber auch dessen Angst und Unsicherheit. Sein Gegenpart ist der von Oscar Isaac verkörperte Nathan, bei dem Isaac gehörig den Arsch raushängen lassen darf. Dabei bleibt er stets undurchschaubar und arrogant, was gehörig zur Spannung des Films beiträgt. Nathans Absichten, ja seine ganze wahre Natur, bleiben bis zum Ende hin im Dunkeln, was die zentrale Frage der Handlung in den Mittelpunkt rückt: Was hat Nathan wirklich vor? Damit liefert Isaac locker die beste Leistung innerhalb des Films ab. Bleibt also noch Alicia Vikander als Roboter/KI Ava. Auch Vikander füllt ihre Rolle sehr überzeugend aus, schafft es aber nicht so ganz, über die erwartete Kühle und Mechanik hinauszugehen. Dank des Make-Ups und etwas CGI zweifelt der Zuschauer aber auch keine Sekunde an Ava als künstliches Produkt.

Die Effekte, die zum Beispiel Avas durchscheinende Konstruktion betreffen, werden dabei angenehm sparsam eingesetzt. Allgemein umschifft Garland plakative Untiefen und konzentriert sich lieber auf seine Figuren und – nicht zuletzt – seine Bühne. Denn die Villa, in der Nathan lebt, ist – mit ein paar wenigen Ausnahmen – der einzige Raum, in dem sich die komplette Handlung abspielt. Es ist daher besonders erfreulich, dass Garland seine Kulissen so unaufgeregt, kühl und modern wählt. Die teils spiegelnden und teils fast durchsichtigen Glasflächen und der nackte Beton sehen nicht nur genau so aus, wie man sich die stylische Villa eines exzentrischen Milliardärs vorstellt, sie erzeugen auch gleichzeitig eine beklemmende Atmosphäre des Unbehagens und des fehlenden Vertrauens. Die ständige Abhängigkeit des Schließsystems und des Haushalts von Strom, den Ava immer wieder unterbricht, werfen die Frage auf, inwieweit sich ein Mensch auf Technik verlassen sollte – nicht nur in Hinblick auf eine künstliche Intelligenz, sondern allgemein in seinem Alltag. Typisch für Garland ist natürlich, in Bezug darauf kein allzu rosiges Urteil zu fällen. Allerdings bekommt man doch, besonders ab der zweiten Hälfte des Films, den Eindruck, er hätte sich ein bisschen übernommen. Zu viele weiterführende Fragen ergeben sich aus dem Setting: Schafft der Mensch sich selbst ab? Wo beginnt eigentlich Menschlichkeit und wo hört Maschine auf? Anders als Neil Blomkamps Chappie ist sich Ex Machina zwar der Tragweite seines Themas bewusst, schöpft sein Potenzial dann aber dennoch nicht ganz aus. Klar, es gibt eine überraschende Wendung (und glücklicherweise ist es auch nicht ganz so offensichtlich, wie der erfahrene Zuschauer zunächst denkt), nur reicht die eben nicht ganz aus, um dem Film wirkliche und echte Tiefe zu verleihen.

Fazit: Handwerklich ist der Film beinahe makellos und angenehm subtil, die Handlung lässt aber zum Ende hin ein wenig an weiterführendem Tiefgang vermissen und bleibt dann zu sehr auf die Ausgangssituation bezogen. Insgesamt ist Ex Machina aber immer noch ein solider Science-Fiction in Kammerspiel-Manier, mit dem man sich getrost einen Abend lang die Zeit vertreiben kann.

In diesem Sinne,
eure J.

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