Godzilla

Originaltitel: Godzilla
Regie: Gareth Edwards
Drehbuch: Max Borenstein, Dave Callaham
Score: Alexandre Desplat
Darsteller: Bryan Cranston, Aaron Taylor-Johnson, Elisabeth Olsen, Juliette Binoche, Ken Watanabe


Wertung: 59 %

- Unzusammenhängende Verbeugung vor Japans berühmtester Atom-Echse ohne Spannung -


Nachdem ein Erdbeben in Japan das Atomkraftwerk zerstörte, in dem er arbeitete und dabei auch seine Frau tötete, forscht der amerikanische Geologe Brody fieberhaft an dessen Ursachen. Fest davon überzeugt, es mit einem außergewöhnlichen Phänomen zu tun zu haben, ahnen weder er noch sein Sohn oder dessen Familie, dass in Wirklichkeit das urzeitliche Monster Muto Ursache des Erdbebens war. Niemand kann das riesenhafte Ding aufhalten, außer vielleicht... Godzilla!

Anders als der Trailer nahelegt, handelt es sich bei Gareth Edwards Godzilla leider nicht um eine Art „Walter White versus Godzilla“, sondern eher um ein „gut gemeint ist das Gegenteil von gut gelungen“. Denn obwohl Godzilla alle Zutaten für wirklich gutes Popcorn-Kino versammelt hat, nutzen weder Drehbuchautoren noch Regisseur das Potenzial des Films, sodass am Ende die Trailer empfehlenswerter sind als das, was sie bewerben.

Wo finden sich die Gründe für diese Enttäuschung? Zum Einen bei der Wahl der Monster. Godzilla als den „Guten“ gegen andere Monster kämpfen zu lassen, die sich von Atomkraft ernähren, klingt erstmal nach einer hervorragenden Idee. Denn nachdem uns die Anfangssequenz schon an Fukushima ermahnt, stehen Edwards Monster letztlich für die Gier des Menschen nach Atomkraft. Die gigantischen Viecher würden schlichtweg verhungern, könnten sie sich nicht von überall auf der Welt verteilten Quellen der Atomenergie ernähren. Mit dem Design dieser Monstermetaphern griff Edwards jedoch ordentlich daneben. Zu sehr orientiert er sich hier an den japanischen Vorlagen, in denen ja meist Menschen in den Kostümen steckten. Und so muten die Mutos irgendwie albern schlicht und menschlich an, was es schwierig macht, sie als Bedrohung ernst zu nehmen.

Aber auch ein Großteil der Darsteller hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Während Bryan Cranston und Juliette Binoche als Eltern des Soldaten Ford Brody noch souveräne Leistungen bringen, agieren Aaron Taylor-Johnson als selbiger und Elisabeth Olsen höchstens hölzern. Zu dumm nur, dass Taylor-Johnson ab etwa dem zweiten Viertel des Films als Identifikationsfigur fungieren soll und ein Großteil der Handlung aus seinen nahezu toten Augen dargestellt wird. Gleichzeitig fragt sich der Zuschauer, welche Rolle überhaupt seine Frau, also Olsen, und sein Sohn spielen. Die sind einfach nur als Motivation da und fliehen hier und da mal vor einem der Monster.

Gleichzeitig offenbaren sich hier deutliche Drehbuchschwächen. Während der erste Teil des Films uns Bryan Cranston als Joe Brody als Identifikationsfigur präsentiert, entwickelt sich eine schlüssige und realistische Handlung rund um die Katastrophe im Atomkraftwerk. Beruhigt lehnen wir uns zurück und wollen schon einen tollen Film genießen, da stirbt Brody auch schon und sein Sohn übernimmt seinen Part. Die beiden Figuren sind so derart grundverschieden, dass man sich sowieso wundert, dass hier Vater und Sohn dargestellt sein sollen. Zwar ist es sinnvoll, einen Soldaten in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken, da so möglichst viel von den Kampfhandlungen gegen Muto gezeigt werden kann. Doch ändert sich die Handlung dabei derart, dass man beinahe das Gefühl hat, es handele sich um zwei unterschiedliche Filme. Und – wie bereits oben beschrieben – die folgenden zwei Stunden einem Menschen folgen zu müssen, der offensichtlich unfähig ist, die geringste Emotion zu zeigen, hilft dabei nicht gerade. Zudem offenbaren sich hier immer wieder deutlich vernehmbare Längen im story telling. Wann dieser Trend in Hollywood, jeden verdammten Film über mindestens über zwei Stunden zu zerdehnen, endlich zu Ende ist – niemand kann es sagen.

Längen und Brüche im Drehbuch, unfähige Schauspieler und merkwürdig anmutende Monster – was hat Edwards eigentlich richtig gemacht? Nun ja, zumindest den Protagonisten selbst (der übrigens erst in den gefühlt letzten zehn Minuten des Films auftaucht, der nach ihm benannt wurde) vermag Edwards gebührend in Szene zu setzen. Das Design des neuen Godzilla ist eindeutig eine Hommage an die japanischen Originale, vergessen der T-Rex-Look von Roland Emmerich. Zudem handelt es sich hierbei um den größten Godzilla aller Zeiten, was Kamera und Effekte perfekt zur Schau stellen. Hier arbeiten Ton, Bild und Animation perfekt zusammen, um ein glaubwürdiges, realistisches Wesen zu erschaffen, auf dessen Seite man sich im Kampf gegen die Mutos gern und schnell schlägt (Tatsächlich zeigt uns Godzilla mehr Emotionen als die Menschen in diesem Film). Alles schrumpft vor dem Eindruck dieser riesigen Echse zusammen: die dargestellten menschlichen Schicksale, die Mutos, der moralische Hintergedanke rund um die Atomkraft und sogar die starke Amerikanisierung des ganzen Unternehmens. Denn obwohl mit Ken Watanabe ein namenhafter (und in anderen Filmen überzeugender) japanischer Darsteller besetzt wurde und die Handlung auch in Japan beginnt, muss die Bedrohung durch die Mutos natürlich die USA treffen. Zwar diesmal nicht New York, aber immerhin noch San Fransisco wird ordentlich demoliert. Es scheint, als sei ein amerikanisches Publikum unfähig zur Empathie, deswegen muss es immer auch selbst getroffen werden, damit es mitfiebert.

Fazit: Und somit ist aus Godzilla nichts Halbes und nichts Ganzes geworden. Während Godzilla selbst eine gut funktionierende Verbeugung vor seinem japanischen Vorbild darstellt, enttäuscht der restliche Film gleich auf mehreren Ebenen: Weder Darsteller noch Drehbuch können überzeugen. Die Erzählstruktur ist quasi nicht vorhanden, was sie übrigens mit der Riesenechse selbst gemein hat. Gareth Edwards Film „Godzilla“ zu nennen ist, als würde man X-Men in „Ice-Man“ umbenennen.

In diesem Sinne,
eure J.

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