Looper
Originaltitel: Looper
Regie: Rian Johnson
Drehbuch:
Rian Johnson
Score:
Nathan Johnson
Darsteller:
Joseph-Gordon Levitt, Bruce Willis, Emily Blunt, Pierce Gagnon
Wertung:
85 %
- Cleverer Zeitreisen-Film-Noir, der auch nach der
Vorstellung zu beschäftigen weiß -
Joe ist ein Looper. Das heißt, er ist ein Auftragskiller
für besondere Menschen. Menschen aus der Zukunft. Joe lebt im Jahr 2044, das
heißt, 30 Jahre später werden die Zeitreisen erfunden und sofort wieder
verboten. Nur noch große Syndikate nutzen sie, um unliebsame Personen spurlos
verschwinden zu lassen. Sie schicken erst eine Nachricht mit der Uhrzeit in die
Vergangenheit, dann erschießt Joe die plötzlich auftauchenden, gefesselten Opfer. Das macht er so lange,
bis sein Auftraggeber beschließt, Joe´s älteres Selbst, seinen „Loop“ zurück zu
schicken, damit er sich quasi selbst erschießt. Joe zögert nicht, doch sein
Loop kann fliehen. Und so fangen die Probleme an…
Erfrischend und überraschend taucht dieser Thriller im
Hollywood-Einerlei auf. Das Thema Zeitreisen wird ja in verschiedenen Medien
immer wieder aufgegriffen, doch selten so formschön und durchdacht wie bei
Looper.
Was den Film zuallererst sympathisch macht, ist die
Zukunftsvision, die er entwirft und vor allem, wie er sie vermittelt. Hier
sieht man nicht andauernd irgendwelche coolen (und unwahrscheinlichen) Gadgets
durchs Bild fliegen. Die Figuren zeigen nur, was sie in ihrer jeweiligen
Situation auch wirklich benutzen: Neuartige Waffen, Handys, Drogen,
Kleidungsstil, Düsenmotorräder. Das alles kommt in einem kühlen, aber griffigen
Stil daher, wirkt vertraut und doch neu – eben so, wie es vielleicht
tatsächlich mal in 30 Jahren aussehen könnte. Wir sollen nicht staunen über die
Designer-Preis-Häuser oder Autos. Wir sollen uns ja auf die Geschichte
konzentrieren.
Und die ist auch derartig verzwickt, dass sie die gesamte
Aufmerksamkeit des Zuschauers einfordert. Das Thema der Zeitreise spielt dabei
eine ebenso große Rolle wie das detektivische Rätsel, das es zu lösen gilt. Hier
treten aber auch die ersten kleinen Fehler des Drehbuchs zu Tage: Wenn ein
älterer Mensch in die Vergangenheit geschickt wird und sein jüngeres Ich ihn
erschießen soll, müsste der ältere das dann nicht wissen, weil er es selbst
war, der sich in jungen Jahren erschossen hat? Hier legt der Film
grundsätzlichen Diskussionsbedarf zum Thema Zeitreisen offen. Zwar gibt es
elegante Rückblenden und Alternativ-Versionen, die zumindest während der
Laufzeit des Films alle wichtigen Fragen klären (wenn man mitdenkt), aber eben
doch nicht ausreichen, wenn man hinterher weiter darüber grübelt.
Gleichzeitig ist dies eine große Stärke des Films: Er
nimmt sich des Themas Zeitreisen so an, dass man hinterher immer noch drüber
nachdenken und diskutieren kann. Ein anderes Plus sind zweifelsohne die
Schauspieler. Zwar ist es im ersten Moment ungewohnt, Joseph-Gordon Levitt mit
verändertem Gesicht zu sehen, doch spielt dieser darüber locker hinweg. Neben
Michael Fassbender handelt es sich bei diesem jungen Mann definitiv um einen
der besten Schauspieler dieser Jahre. Sein zurückgenommenes Spiel passt perfekt
zu seinem ziemlich unsympathischen Charakter. Ähnlich verhält es sich mit Bruce
Willis, der sein älteres Ich mimt. Zwar konnte sich der Drehbuchautor nicht
verkneifen, ihm einige Yippie-Ya-Yeah-Schweinebacke-Szenen zu erlauben, aber
abseits dessen gelingt Willis ein angemessen abwechslungsreiches Spiel. Ein
Schmankerl auch der bärtige Jeff Daniels, der mit derartiger Grausamkeit und Kälte
den Gangster-Boss darstellt, dass einem Schauer den Rücken runter laufen.
Allgemein ist der Film nichts für schwache Nerven. Die
Konstellation „Alter Mensch – Jüngeres Ich“ erlaubt zum Beispiel die
Darstellung einer Folterszene auf völlig neuem Niveau. Statt die Verletzungen
des Jungen zu sehen, sehen wir Narben und fehlende Finger am Alten. Das gräbt
sich tief ins Gedächtnis. Aber auch sonst war Johnson nicht zimperlich. Blut
spritzt literweise und vielen Menschen wird sehr wehgetan. Gelegentlich – besonders
zum Ende des Films hin – kann diese Härte durch ironische Brüche etwas
gemildert werden. Dennoch bleibt es eine Geschichte über das Töten von
Menschen, und zwar die unschöne Variante.
Trotz der Brutalität bewahrt Looper sich aber einen gewissen Stil. Dieser wird vor allem durch die Musik deutlich: Die schwermütig-lässigen Blues-Stücke des Soundtracks passen hervorragend zum Protagonisten Joe, dessen sinnloses, hedonistisches Leben plötzlich an Fahrt gewinnt, als er den Kampf mit sich selbst aufnimmt. Im Gegensatz dazu wirkt der Score von Nathan Johnson fast schon ein bisschen aufdringlich, fügt sich aber immer noch gut in die Actionszenen ein.
Fazit: Looper ist ein ansprechend-kluger Thriller, der
das Thema Zeitreisen dennoch nicht bis ins Detail logisch darstellen kann.
Darüber hinweg trösten aber die tollen Schauspieler und die interessante, wenn
auch brutale Story. Innovative kleine Handlungsstränge runden den positiven
Eindruck noch zusätzlich ab. Und das Beste: Man kann hinterher tagelang grübeln
oder einfach die Effekte genießen!
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In diesem Sinne,
eure J.
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