Dracula Untold
Originaltitel: Dracula Untold
Regie: Gary Shore
Drehbuch: Matt Sazama, Burk Sharpless
Score: Ramin Djawadi
Darsteller: Luke Evans, Sarah Gadon,
Charles Dance, Art Parkinson, Dominic Cooper
Wertung: 80 %
- Solide Neuerzählung des klassischen
Dracula-Mythos, leider zu kurz -
Nachdem er von den Türken als Junge
gefangen genommen und zu „dem Pfähler“ erzogen wurde, kehrt Vlad
Dracula nach Transsylanien zurück, um seiner blutigen Vergangenheit
den Rücken zu kehren und friedlich über sein Volk zu herrschen.
Aber als Sultam Mehmed II 1000 Jünglinge – einschließlich seines
Sohnes – für seine Janitscharen fordert, sieht Vlad sich
gezwungen, gegen den übermächtigen Feind Krieg zu führen. Um ihn
zu gewinnen, sucht er Hilfe bei den Mächten der Finsternis, die ihn
schließlich zum Urvater aller Vampire, zu Dracula machen.
Es gibt ja einiges, was Gary Shore
richtig macht. Er schafft es, die bisher doch recht eindimensionale
Figur des Dracula als echten Warmblüter darzustellen. Er schafft es,
seine Geschichte kurzweilig zu erzählen. Leider jedoch ein wenig zu
kurz, denn Dracula Untold fehlt es an genau dem Tiefgang, den eine
neue Version der Geschichte ermöglicht und verdient hätte.
Denn nachdem man als Zuschauer
verstanden hat, dass Vlad eben irgendwie tausende Menschen gepfählt
hat, aber eigentlich nur seine Ruhe haben und in Frieden mit seiner
Familie leben will, ist das Hauptmotiv des Films auch schon geklärt.
Und beinahe auch die Tiefe von Vlads Charakter ausgeschöpft. Erst,
wenn er sich gezwungen sieht, sich den dunklen Mächten hinzugeben,
um eben diese Familie zu retten, bekommt man ein bisschen von dem,
worauf man ja eigentlich die ganze Zeit wartet: Dracula, wie er mal
ordentlich böse wird!
Allerdings scheuen sich Sazama und
Sharpless, allzu düster zu werden, daher auch die FSK 12, die bei
einem Thema wie Dracula der Atmosphäre doch eher hinderlich ist.
Zwar bekommt der Zuschauer einige hinreichend epische
Schlachten-Sequenzen geboten, allerdings bleiben die getöteten (und
gepfählten) Soldaten namen- und gesichtslos. Außerdem scheinen
sämtliche Taten Vlads nur allzu gerechtfertigt, was ihn zwar auch
irgendwie sympathisch aber eben weniger böse macht. Wohlwollend
könnte man sagen, Shore zeichne eine völlig neue Figur des
Urvampirs, die sogar relativ nah an der zeitgenössischen Rezeption
ist. Denn der reale Vlad III war vor allem in seiner Heimat und
umliegenden Gebieten für seine Strenge und Gerechtigkeit bekannt,
nicht für seine Blutrünstigkeit.
Luke Evans Leistung ist es in Dracula
Untold nun, die Handlung glaubwürdig zu tragen und genau diesem Bild
stringent zu folgen. Ja, die Dunkelheit ist in ihm, aber er erliegt
ihr doch eigentlich nie, sondern schafft es bis zum Schluss, seine
neuen Kräfte für seine Zwecke zu nutzen. Erfrischend unbekannt ist
nicht nur sein Gesicht (bisher kennt man ihn hauptsächlich aus DerHobbit: Smaugs Einöde), sondern der gesamte Cast. Als besonderes
Schmankerl gibt’s dafür Tywin Lannister a.k.a Charles Dance als
dunkle Macht, den man in seiner Maske kaum erkennen kann.
Aber auch Soundtrack und visuelle
Effekte gefallen. Der Score von Ramin Djawadi ist stimmungsvoll und
angemessen episch, die Effekte sind auf der Höhe der Zeit, jedoch
nicht ganz so glossy, wie man es aus Guardians of the Galaxy oder
Planet der Affen derzeit kennt. Besonders die Vampir-Effekte in Evans
Gesicht können überzeugen, während die Schlachten eher solide
inszeniert sind. Verbunden mit Musik und unaufdringlicher
Kameraarbeit ergibt sich ein stimmiges Filmuniversum, das nur leider
nicht ganz so düster ausfällt, wie es dem „Fürst der Finsternis“
geziemt hätte.
Bei der Schnittarbeit hingegen ist es
schwer zu sagen, ob sie nun angenehm zackig ist (denn Längen gibt es
in dem 90-minütigen Film nun wirklich nicht) oder eher das Gefühl
hinterlässt, zu viel wurde heraus gekürzt (hier bleibt nur die Hoffnung auf einen Director´s Cut beim DVD-Release). In jedem Fall ist es
eine Entspannung fürs Auge, mal nicht knapp drei Stunden im Kino zu
sitzen, wie es derzeit bei eigentlich jedem Actioner, von Spider-Man
bis Guardians of the Galaxy, der Fall ist. Um sich in Vlads
Transsylvanien jedoch wirklich verlieren zu können, fehlt der ein
oder andere Blick auf einen Nebenschauplatz.
Fazit: Dracula Untold schafft es leider
nicht völlig, an die wohlig-grausige Stimmung seiner Vorgänger
anzuknüpfen, wirft dafür aber ein neues, positiveres Licht auf die
Figur des Dracula. Wer sich kurzweilig unterhalten lassen möchte,
wird nicht enttäuscht – allerdings sollte man der neuen
Erzählweise gegenüber aufgeschlossen sein.
In diesem Sinne,
eure J.
Ähnliche Filme: Game of Thrones (Serie)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen