Die Eiskönigin - Völlig Unverfroren
Originaltitel: Frozen
Regie: Chris Buck, Jennifer Lee
Drehbuch: Jennifer Lee
Score: Robert Lopez, Kristen
Anderson-Lopez, Christophe Beck
Darsteller (Stimmen): Leonhard Mahlich,
Yvonne Greitzke, Hape Kerkeling, Dina Kürten
Wertung: 86 %
- Herziges Disney-Abenteuer,
faszinierend animiert und mitreißend vertont -
Nach dem Tod ihrer beider Eltern sind
die Prinzessinnen Elsa und Anna auf sich gestellt. Doch Elsa hat
bereits als Kind erstaunliche Kräfte, mit denen sie Schnee und Eis
kontrollieren und erschaffen kann. Anna weiß dank eines Trollzaubers
nichts mehr davon – sie wundert sich nur, warum ihre Schwester sich
stets von ihr fern hält. Als bei Elsas Krönung zur Königin etwas
schief geht, entfesselt sie ihre Kräfte und flieht anschließend in
die Berge. Das Königreich versinkt im Schnee, während Anna sich auf
die Suche nach ihrer Schwester macht...
Endlich! „Zum ersten Mal seit
Ewigkeiten“ (so einer der Songs) schafft Disney einen wahrhaft
mitreißenden Film ganz in der Tradition zeitloser Klassiker wie Der König der Löwen, Pocahontas oder Aladdin. Nachdem Disney mit Küss den Frosch zwar zum liebevoll gezeichneten Trickfilm zurückgekehrt
war, der wahre Disneyzauber sich aber nicht recht einstellen wollte,
ließ Rapunzel – Neu Verföhnt wieder erste Anklänge der
sogenannten „Disney Meisterwerke“ erkennen: liebenswerte Figuren,
knuffige Sidekicks und schmissige Lieder. In Die Eiskönigin –Völlig Unverfroren (so der furchtbare deutsche Titel) treffen diese
bewährten Zutaten zudem auf eine zeitgemäße Story und
bahnbrechende Animationstechnik.
Zum Einen fällt angenehm auf, dass es
in Frozen eigentlich keinen wirklichen Bösewicht oder Erzfeind gibt.
Elsa, die Eiskönigin, hat vollkommen nachvollziehbare Gründe, sich
in ihr Eisschloss zurück zu ziehen. Sie wird Opfer ihrer eigenen
Kräfte und unvorhersehbarer Intrigen bei Hofe. Die eigentliche
Protagonistin, ihre Schwester Anna, ist dagegen liebenswert naiv.
Genial dabei die Idee der Drehbuchautorin Jennifer Lee, Anna zwar als
klassisch liebestolle Disneyprinzessin zu konzipieren, dies aber als
Ausgangspunkt für eine persönliche Entwicklung zu nehmen. Statt
also den nächstbesten Prinzen zu heiraten, bricht sie auf, um sich
um ihre Schwester zu kümmern und lernt dabei ganz
nebenbei ihre wahre Liebe kennen. Überhaupt bleibt die Liebe
natürlich das Hauptmotiv einer Disney-Produktion, aber auch hier
sind es durchaus eher die zwei Schwestern und ihre Liebe zueinander,
die den Tag retten sollen.
Zum Anderen überzeugt die Kombination
aus technisch höchst anspruchsvoller Animation und eingängigen
Songs. Besonders das Solo der Eiskönigin „Lass jetzt los“ (Let
It Go) bleibt tagelang im Kopf und passt perfekt zur magischen
Computeranimation ihres Eisschlosses. Und anders als zum Beispiel bei
Küss den Frosch sind fast alle Lieder in Frozen darauf ausgelegt,
die Handlung nicht nur zu unterstreichen, sondern sie auch voran zu
treiben und zusätzliche Informationen zu transportieren. Gut, wenn
der knuffige Schneemann Olaf davon singt, wie es „Im Sommer“
wäre, ohne zu ahnen, dass er schmelzen wird – ja, dann trägt das
vielleicht nicht direkt zur Handlung bei, ist aber dennoch eins der
witzigsten und besten Lieder der ganzen Produktion. Dass Hape
Kerkeling dem kleinen Kerl seine deutsche Stimme leiht, steigert
dabei nur noch den Spaß.
Man muss sich natürlich vor Augen
halten, dass dieses klassische Disney-Musical durchaus für Kinder
gedacht ist. Anders als bei Dreamworks´ ironischem Spaß Shrek sucht
man bei Frozen vergebens nach Doppelbödigkeit oder versteckten
Hinweisen auf andere Filmklassiker (von einem Cameoauftritt von
Rapunzel mal abgesehen). Es stellt sich aber die Frage, ob ein Film
wie dieser das überhaupt nötig hat. Die durchaus moralische Aussage
der Handlung wird von dem kindgerechten Humor des Films eigentlich
nur unterstützt, steht aber nicht im Mittelpunkt. Dennoch ist Frozen
frisch und kurzweilig, gerade eben weil die althergebrachten Muster
vorangegangener Produktionen durchbrochen und gleichzeitig erneuert
werden.
Fazit: Wer noch nie Disney-Filme
mochte, wird auch an Frozen nicht allzu viel Spaß haben. Wer aber
wie ich mit Simba, Arielle, Pocahontas und Mulan aufgewachsen ist und
sich nach den Jahren der ironischen Computeranimationen für
Erwachsene nach einem waschechten Klassiker sehnt, wird in Frozen
alles finden, was das Herz höher schlagen lässt: einen
sommerverliebten Schneemann, eine Prinzessin, die erwachsen wird,
wunderbare Lieder, liebevoll ausgestaltete Animation und Liebe.
Einfach mal ein bisschen Liebe, Leute.
In diesem Sinne,
eure J.
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